Dotschy Reinhardt

„Charlie Chaplin erweist sie mit dessen Komposition ›Swing Little Girl‹ ihre Referenz, wobei dessen ungeklärte Herkunft die Antriebsfeder für den Albumtitel war. Eine starke Platte, die viel musikalisches Selbstbewusstsein ausstrahlt.“
Good Times, Februar/März 2019

Musiker

Sängerin, Autorin, Sinteza und Vorsitzende des Landesrats der Roma und Sinti

Genre

traditionellen Jazz, Gipsy-Swing im Stil des Hotclub de France, Bossa Nova uns Singer-Songwriter-Einflüsse

Projekte

Ein “Hochgenuss” laut Fredi Hallauer mit “Anspruch und Haltung” (Mittelbayerische).
Ein zauberhaftes Chaplin-Werk, Eigenkompositionen und Stücke von Django Reinhardt, John Piazzarelli und Djavan.

 

Nationalität

Deutsch

Kulturelle Einflüsse

sie ist der jüngste musikalische Spross aus der Familie des geniösen Jazz-Gitarristen Django Reinhardt

Diskografie

Dotschy Reinhardt

Über Dotschy Reinhardt

Sängerin, Autorin, Sinteza und Vorsitzende des Landesrats der Roma und Sinti – sie lässt sich kaum in eine Schublade stecken: Zwischen der Nostalgie des Hot Club de France und der Gefahr, den eigenen Ton dem modernen Umfeld zu opfern, zwischen verniedlichter Lagerfeuerromantik und großartiger Jazz-Virtuosität findet Dotschy Reinhardt Platz für neue Identitäten, für Raum zwischen Vergangenheit, Zukunft, Politik und allumgreifender Kreativität.

Auf ihrem Debütalbum „Sprinkled Eyes “, das 2006 beim deutsch-spanischen Galileo Label erschien, präsentiert uns Dotschy Reinhardt einen ganz eigenen, kühnen und doch wunderbar intimen Entwurf davon, was es heißen kann, im 21. Jahrhundert Sinteza, eine Künstlerin des Sinti-Volkes zu sein. Reinhardt – diese Visitenkarte besitzt in der internationalen Musikszene einen unverwechselbaren Klang. Ist Segen und auch ein bisschen Fluch zugleich. Wie kann sich eine junge Frau, mit diesem großen Familiennamen ausgestattet, vom Übervater Django freischwimmen, ohne gegen sein Vermächtnis zu rebellieren? Dazu bricht sie schließlich aus der süddeutschen Idylle ihrer Geburtsstadt Ravensburg aus: „In Berlin bin ich erwachsen geworden“, reflektiert sie. „Mit dieser großen Stadt fertig zu werden, mit ihren vielen Widerständen, das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Und durch die wunderbaren Musiker hier bekommt man das Gefühl von einer neuen Familie.“

In der Wahlheimat findet Dotschy zu ihrer eigenen Sprache, zunächst über das Programm „Django The Composer“, das den Nestor der Sinti-Musik ganz neu beleuchtet. Schließlich formt sie ein multinationales Quintett um den langjährigen Geigerfreund Uli Bartel und ihren Lieblingspianisten Christian von der Goltz. Der russische Gitarrist Alexej Wagner, Scott White als kanadischer Bassist und Armando Chuh mit brasilianischem Temperament am Schlagwerk treten hinzu. Mit diesen Mitstreitern, die sich wie durch Magie im Studio auf Anhieb verstehen, bündelt sie alles, was in ihrem Ohr und Herzen seit Jugendzeiten wohnt.

Neben der Musik ist die Literatur für die junge Sängerin eine wichtige Inspirationsquelle. Ihre Leidenschaft für M. Proust, J. Cocteau, R. Radiguet, den Größen französischer Literatur, spiegelt ihre Empfindsamkeit für die Poesie der alltäglichen Dinge wieder. Diese Sensibilität wird deutlich, wenn man ihren lyrischen Texten Beachtung schenkt. Sie kennt jede Facette des „Young Man At The Bar“, von dem einer ihrer Songs handelt: „Meine Musikstücke beinhalten nur Geschichten, welche ich in und mit mir trage, die Menschen, die darin vorkommen, sind Begegnungen des wirklichen Lebens. Ehrlichkeit ist eines der wichtigsten Elemente in meiner Musik. Man kann nicht über etwas erzählen, von dem man keine Ahnung hat. Das Songwriting hilft mir, mich in einer Form auszudrücken, wie es mir nur durch die Musik möglich ist. Diese Symbiose aus Text und Musik ist meine ganz persönliche Sprache.“

Nach dem großen Erfolg ihres zum größten Teil in der Sinti-Sprache Romanes gesungenen „Sprinkled Eyes“, folgte 2008 „Suni “. Im selben Jahr erschien auch ihre Biographie „Gipsy: Die Geschichte einer großen Sinti-Familie “ (Fischer Verlage/Scherz, Frankfurt am Main). Darin erzählt Dotschy Reinhardt als junge Vertreterin dieser großen Musikerdynastie vom Schicksal ihrer Familie, von ihrer Kultur, ihrem Volk und ihrer Musik. Sie beschreibt die Reise ihres eigenen Lebens, vom kleinen Mädchen, das auf der Kanzel im Zelt der Sinti-Mission fromme Lieder sang, bis zur gefeierten Sängerin auf den besten Bühnen und in den bekanntesten Jazzclubs ganz Europas. Ihr zweites Buch „Everybody’s Gypsy: Popkultur zwischen Ausgrenzung und Respekt“ geht der Frage nach, warum Roma, so auch deutsche Sinti, immer noch diskriminiert, kriminalisiert und in Klischees gepresst werden.

Ihr aktuelles Projekt bringt sie wieder zurück ins Musikalische: 2018 erschienen das Album „Chaplin’s Secret“ – der Titel eine Anspielung auf eine sagenumwobene Episode in Charlie Chaplins Leben, wonach dieser möglicherweise Sinti- oder Romawurzeln habe. Darauf zu hören ist ein zauberhaftes Chaplin-Werk – „Swing Little Girl“ – sowie Eigenkompositionen und Stücke von Django Reinhardt („Django’s Tiger“), John Pizzarelli („Da Vinci’s Eyes“) und Djavan („Carnaval No Rio“). Eine „rundum gelungene Produktion“, wie wegotmusic.de schreibt, ein „Hochgenuss“ laut Fredi Hallauer mit „Anspruch und Haltung“ (Mittelbayerische).

Auch die Jazzthetik äußerst sich in den höchsten Tönen: „Alles in allem ein abwechslungsreiches, wunderbar entspanntes Album mit brandaktuellen und starken politischen Aussagen.“ – eine überaus passende Zusammenfassung des Gesamtwerkes, wie wir finden.

Impressionen